Frederic Mompou: “Música callada” - Klavierkonzert - Schloss Vietgest

Mompou sagte selbst über seine Musik:
„Diese Musik hat weder Luft noch Licht“. Sie ist ein schwacher Herzschlag. Es ist nicht von ihr zu erwarten, dass sie mehr als ein paar Millimeter in den Raum eindringt, ihre Mission ist es vielmehr, die verborgenen Tiefen der Seele und die geheimsten Regionen unseres Geistes zu erreichen. Diese Musik ist still (callada), weil man sie in sich hört. Enthalten und zurückhaltend. Ihre Emotion ist geheim und wird nur durch Resonanz unter dem kalten Umhang der Gesellschaft zu einem Klang. Es ist mein Wunsch, dass diese Musik uns die Wärme des Lebens und dem Ausdruck des menschlichen Herzens näherbringt, der immer derselbe ist und sich ständig ändert.“

Die Pianistin Lilit Grigoryan kam zum ersten Mal mit Frederic Mompou’s Musica Callada in Berührung, als sie auf der Suche nach musikalischen Werken war, die sie in einem Konzert mit Meditation verbinden wollte. Nachdem sie den Zyklus Musica Callada, übersetzt „die stille, die schweigende Musik“ besser kennenlernte, verliebte sie sich in die Klänge und Stille des Katalanischen Komponisten und so wurde ihr Wunsch, den Zyklus in seiner Gesamtheit aufzunehmen, immer größer. Die 28 Miniaturen, die im Zeitraum von 16 Jahren entstanden sind, stellen vielleicht Schritte und Abschnitte auf dem Lebensweg von Mompou dar.

Wie kann man aber Musica Callada oder eben die schweigende Musik verstehen? Mompou war selbst bewusst, daß sich der Titel sehr schwer in andere Sprachen übersetzen lässt und dass man nicht sofort die wahre Bedeutung der Musica Callada verstehen kann. So weist er im Vorwort auf den spanischen Mystiker aus dem 16. Jahrhundert San Juan de la Cruz und seinem Gedicht „La Musica Callada, la Soledad Sonora“ (Musik, die schweigt - Einsamkeit, die tönt). Das Gedicht würde versuchen die Idee einer Musik auszudrücken, die selbst die Stimme des Schweigens sei.

Er gleicht der Nacht, mit stiller Ruh gekrönet,
Die schon entgegen geht dem Morgenlicht;
Er ist Musik, die nur verschwiegen tönet,
Ist Einsamkeit, die süß in Klängen spricht,
Ein Abendmahl, das froh zu neuer Lieb’ erfrischt.

„Ich finde es faszinierend herauszuhören und herauszufinden wie Mompou diese Stimme des Schweigens 28 mal auf verschiedenste Art und Weise auskomponierte. Für mich, als Interpretin stellte sich auch die Frage, wie man dieses Schweigen 28x zu tönen bringt. Stellt sich aber jedoch noch die Frage, was eigentlich Schweigen für uns Menschen ist. Findet nicht unser Leben zwischen Schweigen und Klang statt? Oder vielleicht sogar, finden wir erst im Schweigen den Weg zu uns selbst und zu unserer Selbstkenntnis?“ Lilit Grigoryan